Redeflussstörungen

 

Stottern (Balbuties) ist eine Unterbrechung des Redeflusses.

Stottern beginnt in der Regel vor dem 12. Lebensjahr.

Entwicklungsbedingte Sprechunflüssigkeiten können im Alter von 2 bis 5 Jahren auftreten und bilden sich meist nach kurzer Zeit von alleine wieder zurück.

Besteht die Sprechunflüssigkeit jedoch über einen längeren Zeitraum (ca. 6 Monate), spricht man von einer Redeflussstörung.

Ein Großteil der stotternden Kinder verliert die Störung bis zur Pubertät.

Ca. 1% der Erwachsenen stottert.

Nach der Pubertät ist eine vollständige Remission eher unwahrscheinlich.

 

Eine Therapie kann aber in jedem Lebensalter zu Besserungen führen.

 

Beim Stottern kommt es unfreiwillig zu Wiederholungen, Dehnungen und Blockierungen von Lauten oder Silben. Sie stellen die Kernsymptome dar.

Begleitend können Verkrampfungen der Gesichtsmuskulatur oder zusätzliche Körperbewegungen beim Sprechen auftreten bis hin zur Entwicklung von Sprechangst und Vermeideverhalten.

 

Nicht jeder Mensch, der stottert benötigt eine Therapie.

Entwickelt das Kind aber ungünstige Strategien, um das Stottern zu überwinden oder dem Stottern vorzubeugen oder zeigt psychische Reaktionen wie sozialen Rückzug, schnelle Frustration oder sind Eltern unsicher im Umgang mit dem Stottern des Kindes, kann eine Therapie begonnen werden.

 

Bei stotternden Menschen nach der Pubertät wird in einer Therapie versucht, die Sprechflüssigkeiten zu verbessern und einen souveränen Umgang mit dem Stottern zu erlangen.

 

In der Therapie haben sich einige Ansätze bewährt, so z.B. das Lidcombe-Programm nach Lattermann, ein verhaltenstherapeutisches Verfahren für jüngere Patienten, Mini Kids nach Sandrieser. Beides sind direkte Therapieansätze.

Daneben gibt es auch die Palin Parent Child Interaction, die von Iven und Hansen ins Deutsche übertragen worden ist. Es ist ein systemisch-lösungsorientiertes Konzept mit indirekten und direkten Strategien.

 

Im therapeutischen Setting haben sich zwei Hauptrichtungen etabliert, das fluency shaping, die Veränderung

der Sprechweise und die Stottermodifikation, die Veränderung des Stotterns.

Bei uns kommen z.T. auch die Therapieansätze der Intensiv-Modifikation Stottern (IMS) nach Zückner, der

methodenkombinierte Ansatz nach Thum, das Konzept der Bonner Stottertherapie nach Prüß u. a. in Absprache mit dem Patienten oder seine Angehörigen zum Einsatz.

 

Neurogenes Stottern

Neurogenes Stottern gilt als eine seltenere Form des erworbenen Stotterns aufgrund einer neurologischen

Erkrankung, Schädigung oder Strukturabweichung des Gehirns (z.B. Schlaganfall, Schädelhirntrauma, etc.) und kann bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen auftreten. Meistens tritt es aber im Erwachsenenalter auf.

Die Symptomatik kann transient (vorübergehend) oder persistierend (anhaltend) sein.

Die Symptomatik des neurogenen ist der des Stotterns sehr ähnlich.

  

 

Poltern

Poltern ist auch eine Redeflussstörung. Es ist gekennzeichnet durch schnelles Sprechtempo mit unregelmäßigen Schwankungen. Auslassungen, Verschmelzungen und artikulatorische Veränderungen von Lauten, Silben und Wörtern erschweren die Verständlichkeit. Zum Teil können polternde Menschen ihr Sprechen nicht ausreichend strukturieren, sodass der „rote Faden“ im Gespräch nicht erkennbar wird.

 

In der Therapie werden u.a. Elemente aus den Methoden von Katz-Bernstein, von Sick oder das kinästhetisch-kontrollierte Sprechen (KKS) nach Zückner genutzt.