Sprachentwicklungsverzögerung (SEV) / Sprachentwicklungsstörung (SES)

 

In der Regel erlernen Kinder innerhalb eines bestimmten Zeitraumes ohne therapeutische Unterstützung ihre Muttersprache. Auch der Erwerb von zwei Sprachen bedeutet erst einmal keine Überforderung . Der Spracherwerb setzt bereits vor der Geburt ein und mit etwa 4 Jahren haben Kinder die meisten sprachlichen Komponenten erworben.

Bei ca. 7-10% der Kinder treten jedoch Probleme im Spracherwerb auf. Kommt es zu einer deutlichen zeitlichen Verzögerung und/oder zu einer Fehlentwicklung, spricht man von einer Sprachentwicklungsverzögerung (SEV) oder –störung (SES).

 

Auffälligkeiten können sich zeigen :

 

- in der Lautbildung/ Artikulation/ Aussprache

 

Bei der sog. Dyslalie können ein Laut oder mehrere Laute betroffen sein.

Es wird in Störungen im phonetischen und/oder phonologischen Bereich unterschieden.

 

Bei einer phonetischen Störung können ein Laut oder auch mehrere Laute nicht richtig gebildet werden. Betrifft das z.B. den Laut S, spricht man auch vom Sigmatismus, beim SCH vom Schetismus, beim K vom Kappazismus u.s.w.

 

In der Therapie wird ein Artikulationstraining zu den entsprechend fehlgebildeten Lauten durchgeführt. Mundmotorikübungen verbessern die taktil-kinästhetische Wahrnehmung im Mundbereich und verbessern die Lippen- und Zungenbeweglichkeit.

 

Bei einer phonologischen Störung ist das sprachliche Wissen, das Lautsystem betroffen. Die Laute könnten einzeln richtig gebildet werden, werden aber nicht an der erforderlichen Stelle vom Kind eingesetzt oder ganz ausgelassen. In der Sprachentwicklung durchläuft das Kind viele phonologische Prozesse. Bei einer sog. phonologischen Störung hat ein Kind einen oder mehrere dieser Prozesse (noch) nicht überwunden.

 

In der Therapie können das Behandlungskonzept der psycholinguistisch orientierten Phonologie Therapie (P.O.P.T.) von Fox-Boyer oder das Behandlungsprogramm Metaphon von Jahn unterstützend eingesetzt werden.

 

- im Wortschatz /Lexikon /Sprachverständnis

 

Bei den sog. semantisch- lexikalischen Störungen ist der Aufbau des Wortschatzes betroffen. Das kann den Umfang des Wortschatzes oder seinen Abruf betreffen (Wortfindungsstörungen) und führt dazu, dass ein Kind die gesprochene Sprache nicht altersentsprechend entschlüsseln kann.

Hierbei werden der rezeptive Wortschatz - das Verstehen von Wörtern und der produktive Wortschatz - der aktive Mitteilungswortschatz beurteilt.

 

In der Therapie wird u.a. der Wortschatzsammler nach Motsch eingesetzt.

 

- in der Grammatik

 

Bei den sog. syntaktisch-morphologischen Störungen oder Dysgrammatismus kommt es zu einer unvollständigen oder fehlerhaften Anwendung der Grammatik. Es zeigen sich Auffälligkeiten bei den Kasus-, Numerus- und Genusmarkierungen innerhalb der Satzbildung.

 

In der Therapie arbeiten wir u.a. mit der Kontextoptimierung nach Motsch, der Patholinguistischen Therapie nach Siegmüller und Kauschke u.a.